Donnerstag, 24. September 2020

= Seltsame Begebenheiten

Als ich am Samstag zu später Stunde mit meiner verschrammten und verbeulten Stratios nach einer unendlich langen Reise aus dem Wurmloch gesprungen bin, hatte ich nur noch eines im Sinn. Ich wollte nur noch mein Schiff in einen sicheren Hafen bringen, das ganze geplünderte Sleeper Zeug dem nächsten Händler für gute ISK übergeben, um anschließend nach einer heißen Dusche in einem normalen Bett zu schlafen. 

Gelandet war ich in einem Caldari System. Nicht wirklich meine Region, aber wenn sich ein Wurmloch in ein High-Sec System auftut, überlegt man nicht lange und nimmt was man bekommt. Es war das Waskisen System, wo ich schon ewig nicht mehr war. Ich war dort am 7. Planeten des Systems raus gekommen. Meine Anzeigen leuchteten auf und zeigten mir den Weg zur nächstgelegenen Station. Es war ein Raumstation der Lai Dai Corporation. Das war mir nur recht... Also habe ich um Andockerlaubnis gebeten und die entsprechenden Parameter gesetzt.

Gleich im Dock, wurde mir ein Platz neben einer vollkommen verwahrlosten Astero zugewiesen. Ich überlegte gerade noch, was wohl mit dem Piloten passiert ist, als mich sogleich einer der herumstreunenden Händler angesprochen hat. Es war ein leichtes, meine Waren loszuwerden. Der Preis war beachtlich. Die Nachfrage scheint gestiegen zu sein. Danach hatte ich richtig gute Laune und wollte vielleicht doch noch auf einen kurzen Drink in eine der Bars im Vergnügungsviertel gehen.

Dort angekommen, war eine feine Bar schnell gefunden. Der Barkeeper Mark war in äußerst guter Laune. Er war auch erstaunlich gesprächig, als er mir meinen zweiten Waskisen Tears Whiskey servierte. Er meinte, dass vorhin noch der skurrile Jezaja -Fraktionskämpfer der gegnerischen Miliz- da war und inzwischen mit seiner feiernden und lauten Gruppe weiter gezogen sei. Doch er hätte zu seinem erstaunen die komplette Rechnung bezahlt und noch ein fettes Trinkgeld obendrauf da gelassen. Normal würden solche Jungs immer erst seine Bar zerlegen und dann ohne zu bezahlen weiter ziehen. Mit diesen Worten nahm ich meinen letzten Schluck und orderte noch ein weiteres Glas. Die Müdigkeit war zurückgekehrt und ich wollte mich danach auf den Rückweg machen. Außerdem wollte ich auch noch die Reparatur der Stratios in Auftrag geben. Eine neue Lackierung war ebenfalls dringend nötig. Die Sleeper hatten ihre Spuren hinterlassen.

Also genoss ich meinen letzten Drink und beglich die Rechnung mit einem Wisch über mein Neocom. Der nette Barkeeper bedankte sich für das Trinkgeld und gestand mir beim gehen, dass er zwar ein Namenschild mit dem Namen Mark trug, aber von guten Kunden immer nur Tom genannt werden wollte. Gut, aber egal, ich komme hier so schnell eh nicht mehr her.

Als ich dann wieder auf der Partymeile war, viel mir eine Gruppe angetrunkener Dockarbeiter mit einem Rollwagen auf. Die Gruppe hatte sich mit der Stationspolizei angelegt. Es ging wohl um den Wagen. Das wollte ich mir näher anschauen. Also ging ich näher ran. Überraschenderweise lag eine Person auf dem Rollwagen, welcher offensichtlich im Hanger entwendet wurde. Er trug das Lai Dai Logo und war wohl schon länger im Einsatz. Die Person war bei genauerem Hinsehen sogar ein Kapselpilot, welcher regungslos und irgendwie doch friedlich und zufrieden auf dem Wagen lag... Mein Neocom meldete mir, dass es sich um eXeler0n handelt. Ich hätte ihn in diesem Zustand nicht erkannt. Er schien auf jeden Fall nicht bei sich zu sein, was offensichtlich auch das Interesse der Stationspolizei auf sich gezogen hatte.

Die Rangeleien zwischen den Dockarbeitern und der Polizei nahmen zu und wurden von Sekunde zu Sekunde unschöner. Die Polizisten waren in Unterzahl und total mit der Situation überfordert, was sie wohl auch dazu zwang, die Elektroschocker zum Einsatz zu bringen. 

Letztlich fragte einer der Stationspolizisten einen der am Boden liegenden und zappelnden Dockarbeiter, wo sie denn den Rollwagen mit dem Kapselpiloten her hätten. Dieser zeigte unter großer Anstrengung auf eine weiter entfernte Bar gegenüber.
"Der Wagen ist da einfach davor gestanden."

Also beratschlagten sich die Polizisten, was zu tun sei: 
"Wir stellen den Rollwagen einfach dort wieder ab. Irgendwer muss den ja dort hin gestellt haben."
"Nein, das können wir nicht machen, dann nimmt ihr wieder irgendjemand mit."
"Lasst ihn uns einfach in die Seitengasse schieben, dann steht er nicht so im Weg rum."
So war also der Plan... dem lieben eXeler0n ging es soweit gut, auch wenn er nicht wirklich ansprechbar war. Außerdem ist er ja ebenfalls unsterblich. Was sollte schon passieren.

Ich war müde und musste mich um mein Schiff und ein Nachtquartier kümmern, schließlich wollte ich morgen wieder los in die Weiten des Alls. Ich blickte noch kurz den Stationspolizisten nach, wie sie sich gegenseitig rühmten, die angetrunkenen Dockarbeiter überwältigt zu haben und wie sie den Rollwagen fast achtlos in der Seitengasse abstellten.

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Fly safe und interstellare Grüße
Barkkor

1 Kommentar:

  1. Es gibt großartige Dinge auf dieser Welt :D
    Du hast dem Ganzen noch die Kirsche obendrauf gesetzt! <3

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Joseph Pulitzer (1847-1911), Journalist und Verleger